Hafenschnackerin Maike Brunk

Die Hafenschnackerin in Hamburg – mit Maike Brunk auf alternativer Hafenrundfahrt

Man lernt ja nie aus: Die Bille ist Hamburgs zweitlängster Fluß, Hafenschnackerin ist ein Beruf und dreijährige Knirpse können den Gastgebern eines G20-Gipfels den “Saft abdrehen”, jedenfalls fast. Dazu später mehr…

Hafenschnackerin Maike Brunk
Hafenschnackerin Maike Brunk in Hamburg – Foto ©Peter Fobe

Ich sitze im Hamburger Hafen an Deck einer typischen Hafenbarkasse und unterhalte mich mit Maike Brunk. Die sympathische Gründerin des Unternehmens Hamburger Elbinsel-Tour hat mich eingeladen, an einer ihrer berühmten alternativen Hafenrundfahrten teilzunehmen. 65 Gäste haben sich für die heutige Kanal-Idylle Bille Tour angemeldet. Drei Stunden werden wir durch Regionen im Osten Hamburgs schippern, die sonst so gut wie nie von Hafenrundfahrtschiffen angefahren werden.Hörfunk-

Einfach mal reinhören: Hörfunk Interview mit Hafenschnackerin Maike Brunk

Anbieter von Hafenrundfahrten gibt es ja eigentlich genug, zumindest von traditionellen Hafentouren: An den Landungsbrücken drängeln sich die Barkassen. Häufig werden die Touristen marktschreierisch gekobert und von den Promenaden und Pontons auf die Schiffe gelockt. Bei den traditionellen Fahrten zu den Containerriesen und Kreuzfahrtschiffen an den Terminals wird dann oft tief in die Klamottenkiste gegriffen, wenn es darum geht, die Gäste während der Rundfahrt zu unterhalten. Da erzählen dann die Schiffsführer (so nennen sich im Hafen die Kapitäne der Barkassen) gerne während der Fahrt zum x-ten mal von “Bananenkrumbiegemaschinen am Fruchtterminal” oder spinnen anderes Seemannsgarn. Käpt’n Blaubär und Kuttel Daddeldu lassen grüßen. Alles tausendmal gehört.

Mit Hafenschnackerin M. Brunk auf Hafenrundfahrt
Kanal-Idylle Bille Tour mit der Hafenschnackerin in Hamburg – Foto ©Maike Brunk

Nicht so bei Maike Brunk. Sie ist anders. Ihre Touren beginnen in der Speicherstadt und gehen in Hamburger Hafen-Regionen, wo man “sonst nicht hinfahren würde”, wie sie erzählt: Nach Rothenburgsort zum Beispiel. Keine feine Hamburger Gegend: Viel Industrie, wenig Wohnraum. Und dennoch gibt es hier wirklich sehenswerte, idyllische Plätze, Ufer und Kanäle, die sich nur auf dem Wasser entdecken lassen. Auf einer Fahrt entlang der Bille zum Beispiel.

Maike Brunk “vertellt” ihren Gästen kein “dumm Tüüch”, wie man hier sagt. Nach ihrem Berufstitel gefragt (Hafenführerin? Stadtführerin zu Wasser?) antwortet sie wie selbstverständlich: “Ich bin Hafenschnackerin”. Bei ihr gibt es nicht das übliche Gedöns, sondern wirklich “Informatives und Wahres”. Zum Beispiel, daß die Bille, auf der wir später Rothenburgsort, die Billerhuder Insel und Teile von Hamm Süd be- und umfahren werden, 65 Kilometer lang ist – und damit länger, als die Alster (56 Kilometer).

Kanal-Idylle Bille Tour mit der Hafenschnackerin in Hamburg – Foto ©Maike Brunk

Daß der Duft von Kakao, den wir während der Fahrt in der Nase haben werden, vom Schweizer Schokoladenhersteller Barry Callebaut stammt, der hier an der Norderelbe ein Werk hat.

Daß an der Halbinsel Entenwerder gleich gegenüber der Kakao- und Schokoladenfabrik eines der beliebtesten Hamburger Cafés an der Elbe existiert: Das “Entenwerder 1” mit dem Gold-Pavillon “Switch”, der bis 2006 Teil der Stadtkunst in Münster war.

Und daß ganz in der Nähe einst die größte Sporthalle der Welt stand: Die “Hanseatenhalle”. 1935 errichtet, hatte das Gebäude mehr als 20.000 Sitzplätze. Max Schmeling bereitete sich hier auf seinen Boxkampf gegen Joe Louis vor. In den Bombennächten von 1943 ging die Halle unter – ebenso, wie fast alle Altbauten des Stadtteils Rothenburgsort. Ach ja, und Rothenburgsort hatte mal 50.000 Einwohner. Jetzt sind es kaum mehr als 10.000, weiß die Hafenschnackerin zu berichten.

Kanal-Idylle Bille Tour mit der Hafenschnackerin in Hamburg
Kanal-Idylle Bille Tour mit der Hafenschnackerin in Hamburg – Foto ©Maike Brunk

Woher Maike Brunk all das (und noch viel mehr) weiß? Weil sie vor ein paar Jahren hierher gezogen ist: Vom schicken Groß Flottbek ins viele Jahre vernachlässigte Rothenburgsort. Und weil sie sich ständig schlau macht, und auch mit “den Alten im Hafen” spricht.

Und so fahren wir erst die Elbe entlang, passieren das zweitgrößte Sperrwerk Deutschlands (das Sperrwerk Billwerder Bucht schützt den gesamten Hamburg Osten vor Sturmfluten und Hochwasser), fahren dann durch die Tiefstack-Schleuse in die Bille, und entdecken traumhafte Kleingärten, Wassergrundstücke und Hausboote, von denen man in diesem Teil Hamburgs nicht zu träumen gewagt hätte.

Auf der Wassertour um die Billerhuder Insel herum begegnen wir Wildgänsen, Enten, Reihern, Blesshühnern und Haubentauchern. Auch das hätte ich hier nicht vermutet. Mit immer neuen Erzählungen und Hintergrundinformationen zieht Maike Brunk die Gäste ihrer wahrlich idyllischen “Kanal-IdylleBille Tour” in den Bann. Sie ist keine Klugschnackerin, sondern eine kluge Schnackerin. Und weil sie das so gut macht, wurde sie beim G20-Gipfel in Hamburg 2017 ausgewählt, das Damenprogramm der Staatsgäste durch den Hamburger Hafen zu führen.

Kanal-Idylle Bille Tour mit der Hafenschnackerin in Hamburg
Schiffsführer Bernd auf Kanal-Idylle Bille Tour mit der Hafenschnackerin in Hamburg

Eigentlich ging alles gut auf der Hafen-Tour mit Prof. Sauer (Ehemann der Bundeskanzlerin), Mr. May (Gatte von Teresa May) und den Ehefrauen der G20-Staatsgäste. Bis auf einmal das Mikrofon ausfiel. Auch das ist eine kleine Anekdote, von der Maike Brunk gerne erzählt: Der dreijährige Sohn des kanadischen Premierministers Justin Trudeau hatte “vorne beim Schiffsführer an den Knöpfen gespielt” und so den Gastgebern und der illustren Gruppe “den Saft abgedreht”.

Sie wollen auch mit der Hafenschnackerin den Hamburger Hafen auf ungewohnten Wasser-Wegen erkunden? Hier geht es zu den Infos der Hamburger Elbinsel-Tour

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