The Ritz-Carlton in Berlin: Ein besonderes Hotel an einem besonderen Ort
The Ritz-Carlton, Berlin: Ein besonderes Hotel an einem besonderen Ort
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Am vergangenen 6. Dezember müssen im Berliner Nobel-Hotel Ritz-Carlton die Korken besonders laut geknallt haben. Im Fünf-Sterne-Superior-Haus am Potsdamer Platz sind es in der Regel die Gäste, die auf exklusiven Parties, bei üppigen Empfängen oder in intimer Runde mit edlem Champagner anstoßen. Diesmal war es etwas anders: Das Hotel durfte sich selbst feiern. Im südafrikanischen Kapstadt wurde das “The Ritz-Carlton, Berlin” zum “besten Luxury-Hotel Deutschlands” gewählt und mit dem renommierten World Luxury Hotel Award ausgezeichnet. Für mich ein Grund mehr, hier zu übernachten und zu schauen, warum das Haus mit einer der international höchsten Auszeichnungen der Hotellerie geehrt wurde.
Wer Luxus liebt, gepaart mit bestem Service in einem elegantem Ambiente, der ist hier bestens aufgehoben. Wer diese Annehmlichkeiten an einem Ort mit historischem Bezug zur jüngeren deutschen Geschichte genießen möchte, umso mehr: Das Haus steht im neuen Zentrum Berlins, an einem Ort mit interessanter Vergangenheit: dem Potsdamer Platz.
Vor dem Zweiten Weltkrieg war der Platz ein Amüsierviertel mit Varietés, Bars und Hotels und einer der belebtesten Plätze Europas. Nach dem Krieg lag die Gegend in Trümmern und wurde zunächst zum “Dreiländereck” zwischen sowjetischem, britischem und amerikanischem Sektor. Mit einem Strich im Asphalt entstand im August 1948 erstmals eine sichtbare “Grenze” zwischen Ost und West. 1961 wurde die Teilung der Stadt mit dem Bau der Berliner Mauer schließlich zementiert. Die Machthaber in Ost-Berlin ließen bis Mitte der 1970er Jahre fast alle übriggebliebenen Gebäude auf dem Platz abreißen und eine Hochsicherheitsgrenze errichten. Nirgendwo sonst war der Todesstreifen zwischen Berliner Mauer und der sog. Hinterlandmauer breiter, als hier.
Als ich 1980 das erste Mal in Berlin war und mir den Potsdamer Platz anschauen wollte, mußte ich eine der provisorischen Aussichtsplattformen erklimmen, um einen Blick über die Mauer gen Osten werfen zu können. Ich erinnere mich noch an eine Imbissbude, an Souvenierstände und einige amerikanische Schüler, die mit mir auf dem Podest standen und nicht glauben konnten, was sie dort sahen: Mauer, Todesstreifen, DDR-Unrecht. Die Kälte, die von dort ausging und die trostlos grauen Gebäude im Hintergrund. Den Minengürtel, die Sperranlagen, die ostdeutschen Grenzsoldaten, die mit Waffengewalt Menschen daran hinderten, die DDR zu verlassen. Das war bis zum 09. November 1989 so.
Rechts das Hotel, links Segmente der Berliner Mauer
Dann kam die Wende: das Ende der DDR und der Neuanfang am Potsdamer Platz, der seitdem wie Phönix aus der Asche stieg. Hier wurden am 12. November 1989 die ersten vier Segmente der 155 Kilometer langen Mauer entfernt, mit Baggern und schwerem Baugerät, quasi vor der Tür des späteren Ritz-Carlton Hotels. Dann wuchsen hier die Baukräne in den Himmel, entstanden Hochhäuser, Bürotürme, Apartmentgebäude, neue Straßen, der Bahn-Tower, das Sony Center, der neue Bahnhof Potsdamer Platz. An die Mauer erinnern heute in den Asphalt eingelassene Steine, die sich wie eine Schnur entlang des ehemaligen Mauerverlaufs durch die Stadt ziehen. Und einzelne, mahnende Mauerteile, die vor dem Hotel stehen und den Touristen als Fotomotiv dienen.
Links der Bahn-Tower, in der Mitte das Hotel, rechts der Eingang zum Bahnhof Potsdamer Platz
Aber wer von den vielen Besuchern weiß schon genau, wo hier Ost-Berlin aufhörte und wo West-Berlin anfing? Dieser Teil des Potsdamer Platzes ist ein Kuriosum: Das „Lenné-Dreieck“ genannte Areal zwischen Lenné-, Bellevue- und Ebertstraße lag westlich der Mauer, gehörte aber zu Ost-Berlin. Wer also heute aus der Tür des Ritz Carlton tritt und 20 Meter weiter links die Mauer-Teile am ehemaligen Grenzverlauf sieht, befindet sich auf ehemaligem Ost-Berliner Boden – und nicht im Westteil der Stadt, wie die meisten Touristen vermuten. In diesem Gebiet des früheren russischen Sektors steht heute ein Hotel mit amerikanischer Architektur, einer Bar im typisch britischem Stil (The Curtain Club) und einem französischen Restaurant, der “Brasserie Desbrosses”. Geschichte kann spannend und amüsant gleichzeitig sein.
In der Hotel-Bar The Curtain Club
Das im Januar 2004 eröffnete Ritz Carlton Berlin ist Teil des Beisheim Centers, eines gewaltigen, 19 Stockwerke und 70 Meter hohen Immobilienkomplexes, in dem auch das Hotel Marriott International, zwei Bürogebäude und die exklusiven Tower- und Parkside-Apartments Platz gefunden haben. Ein Konzept des Beisheim Centers: „Wohnen mit Fünf-Sterne-Plus-Hotelservice“. So können die Bewohner der Apartments über und neben dem Hotel sowohl die Serviceleistungen, als auch die Infrastruktur des Ritz Carlton in Anspruch nehmen.
Die Architektur der Hotel-Fassade erinnert an die “Golden Twenties” der Art-déco-Hochhäuser in New York und Chicago. Die Innenausstattung ist im Stil klassischer Grandhotels gehalten. Die Lobby erstreckt sich über zwei Etagen und empfängt den Gast mit einer großen Marmorfreitreppe, auf deren Zwischenetage nachmittags eine (etwas verloren wirkende) Pianistin am Flügel für gediegene Musikuntermalung sorgt.
Eine Pianistin am Flügel auf der Freitreppe der Lobby
Bleibt man im Erdgeschoss und passiert rechter Hand die Rezeption und den daneben liegenden Fahrstuhlbereich, kommt man in die “Tea Lounge”, eine Oase für Tee-Liebhaber, in der jeden Tag zwischen 14.00 und 18.00 Uhr der traditionelle Afternoon Tea gereicht wird.
Die Tea Lounge
Hier, im hinteren Teil des Lobby-Trakts, gut abgeschirmt vom Treiben an der Rezeption und von der Pianomusik auf der Freitreppe unaufdringlich begleitet, zelebrieren professionelle Teemasterinnen den Tee je nach Wunsch nach englischer oder französischer Art. Mehr als 40 Teesorten stehen zur Auswahl. Unentschlossenen empfehle ich ganz ausdrücklich (!), sich eine der hölzernen “Schnupper-Schachteln” reichen lassen, in denen sich jeweils mehrere Teesorten befinden, und deren Duft mich beim ersten “Erschnuppern” geradezu umgehauen hat. In solchen Fällen hilft nur das begleitende Glas Champagner – oder ein Brandy, je nachdem, ob man den Ladies- oder den Gentlemen-Tea bestellt hat.
Tee-Auswahl in einer “Schnupper-Schachtel”
Apropos Gentlemen: Links hinter der Freitreppe und direkt neben der Tea Lounge befindet sich “The Curtain Club“, eine Hotel-Bar im Stil eines britischen Gentlemen-Clubs. Jeden Abend um 18.00 Uhr, begleitet von den Klängen einer an das Londoner Big Ben Geläut erinnernden Uhr, öffnet ein livrierter Beefeater (i.e. die ursprüngliche Bezeichnung für die Torwächter am Londoner Tower) die schweren Vorhänge, die diesem einzigartigen Kleinod für Hochprozentiges seinen Namen gaben. Dies ist das Reich von Barchef Arnd Heissen, dessen Bar bei den renommierten Mixology Bar Awards zur “besten Hotelbar Deutschlands” gekürt wurde.
The Curtain Club
Der Curtain Club ist eines der Highlights des Hotels: Schwere Ledersessel auf dicken Teppichen, gedämpftes Licht, ausgezeichneter Service, Live-Musik ab 21.00 Uhr (mittwochs bis samstags) und eine schier unbegrenzte Auswahl an Cocktails und Champagnern. Die Krönung der Heissen’schen Cocktail-Kunst: Fragrance-Cocktails; extravakante Mixgetränke, die Parfums nachempfunden sind. Duftdrinks mit ausdrucksvollen Aromen aus Blüten, Tees, Kräutern und Gewürzen. Cocktailkreationen mit Namen wie Hypnôse, Herba Fresca oder Aqua di Gioia. Diese Cocktails sind jede Versuchung wert. Und weil Heissen mit seinen Kreationen soviel Erfolg hat, gibt es seit Juni 2014 im Ritz Carlton eine weitere Bar: “Fragrances“ ist die erste Bar, die sich fast ausschließlich der Cocktailkunst in Verbindung mit der Welt der Parfums widmet. Wer von der Lobby aus diese einzigartige Welt betritt, schreitet zunächst durch die “Hall of Fame”, ein Spalier von Parfumflakons, Aromabehältern, Glasvitrinen und Fotos der duftenden Drink-Kreationen, für die Parfummarken wie Giorgio Armani, Yves Saint Laurent und Guerlain Pate standen. Anstatt die Cocktails aus einer Barkarte auszusuchen, kann der Gast hier seinen Drink “erschnuppern“: Neben jedem Flakon stehen drei Behälter mit den Bestandteilen, die dem Alkohol beigegeben werden. Ein absolutes Muss für jeden Cocktail-Liebhaber – nicht nur für Gäste des Hotels!
Cocktail “Si by Armani” in der Fragrance Bar
Wer aber wie ich erst die Fragrances Bar besucht und dann bei Live-Musik im The Curtain Club versackt, ist froh, es nicht weit ins Zimmer zu haben und hier übernachten zu können. Alle 303 Zimmer und Suiten sind hervorragend ausgestattet: Mindestgröße 40 Quadratmeter. Die Suiten sind bis zu 200 Quadratmeter groß. Alle Zimmer verfügen über Touchscreens, mit denen das Licht, der Hinweis auf „Bitte nicht stören“ oder der Wunsch nach Service bedient werden können. In meiner Suite in der 7. Etage hatte ich ein großzügiges Wohnzimmer mit Schreibtisch, ein noch großzügigeres Schlafzimmer mit Kingzise-Bett und zwei Stummen Dienern, ein großes Marmor-Bad mit Doppelwaschbecken, Eckbadewanne und sehr geräumiger Dusche, sowie ein separates Gäste-WC. Alles elegant eingerichtet, Kirschholzmöbel, warme Farben. Wohn- und Schlafzimmer waren mit Flatscreen-TV und DVD-Player ausgestattet. Zunächst hatte ich Probleme, die Vorhänge im Schlafzimmer zuzuziehen (funktionierte nicht per Hand), dann aber entdeckte ich eine weitere Besonderheit: In den Schubladen der Nachttische fand ich auch Schalter zur Steuerung der Vorhänge. Was für ein Luxus: Gardinen-Fernbedienung am Bett!
Fernbedienung in der Schublade am Bett
Weiter oben, in der 10. Etage, befindet sich die renovierte Club Lounge, ein vornehm abgeschirmter, privater Salon für Gäste der Suiten, die die Lobby und die öffentlichen Restaurant- und Bar-Bereiche meiden wollen. Personal Concierges kümmern sich hier um das Wohl jener Gäste, die unter sich bleiben und ihre Ruhe genießen wollen, ohne die Annehmlichkeiten von Lunch, Teatime, Dinnerbuffet und Fragrance-Cocktails missen zu wollen. Dieser Bereich steht ganz besonders für Exklusivität.
Wohnzimmer in der Suite
Noch exklusiver geht es in der 12. Etage zu, in Berlins größter Luxushotelsuite, dem 285 Quadratmeter großen The Ritz-Carlton Apartment: Zur Ausstattung gehören teure Gemälde, Kaminfeuer, Champagner, der Service einer persönlichen Assistentin, täglich wechselnde Speisenkreationen. Sicherheit bieten private Fahrstühle, ein vom Hotel unabhängiges Telefonsystem, Videoüberwachung und schusssicheres Fensterglas.
Man muß aber nicht in diesem Apartment wohnen, um zu erkennen, warum das Ritz Carlton Berlin zum besten Luxus-Hotel Deutschlands ernannt wurde. Die Ausstattung des Hauses und die hohe Servicequalität, die ich kennenlernen konnte, sprechen für sich. Chefconcierge Thomas Munko ist Präsident des Goldenen Schlüssel e.V., der Berufsvereinigung der Hotelportiers Deutschlands, und wurde 2010 von der britischen Fachzeitschrift „hotel management international” zum „Concierge of the Year” gewählt. Im November 2014 gewann ein Auszubildender des Ritz Carlton Berlin den Azubi-Wettbewerb der Selektion Deutscher Luxushotels. Neben der Auszeichnung als “bestes Luxury Hotel Deutschlands” wurde das Haus im August 2014 bei den World Travel Awards, den „Oscars der Reisebranche“ in Athen mit dem Titel “Germany’s Leading Business Hotel” ausgezeichnet. Und vor einem Jahr kürte die US-Ausgabe des Magazins Condé Nast Traveler das Ritz Carlton Berlin mit dem Reader’s Choice Award zum besten Hotel in Nord-Europa.
Mich aber hat nicht nur das Hotel selbst, sondern die Kombination aus Ausstattung, Service, Komfort und geographischer Lage überzeugt. Hinter dem Haus erstreckt sich mit dem Tiergarten der größte Stadtpark Europas. Das wissen nicht nur die Bienenvölker, die auf dem Dach des Gebäudes jährlich bis zu 400 Kilo Honig für das Hotel produzieren zu schätzen, sondern auch Ritz-Carlton-Gäste, die nicht nur die Stadt, sondern auch die Natur erkunden wollen. Brandenburger Tor, Reichstag und andere historische Stätten sind von hier aus bequem zu Fuß erreichbar. Zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas ist es ein zehnminütiger Spaziergang. Viele Botschaften und Museen liegen in der Nähe, zum Martin-Gropius-Bau sind es keine 10 Minuten, zum Museum am Checkpoint Charlie ist es nur eine Viertelstunde. Berlins neuestes und größtes Shoppingcenter “Mall of Berlin“ ist nur einen Katzensprung entfernt, am Leipziger Platz. Und der geschichtsträchtige Potsdamer Platz liegt unmittelbar vor der Tür.
Morgens beim Frühstück neben der offenen Showküche in der Brasserie Desbrosses, dem französischen Hotel-Restaurant, dessen Inventar aus dem Jahr 1875 vor 12 Jahren in der kleinen burgundischen Stadt Macon abgebaut, restauriert und hier im Ritz-Carlton originalgetreu wieder aufgebaut wurde, sitzt an meinem Nachbartisch ein russischer Geschäftsmann mit seiner Ehefrau und mir gegenüber eine Gruppe Laptop-bewaffneter Amerikaner. Ich erinnere mich an die Zeit, als ich hier das erstmal über die Berliner Mauer schaute – und eine Situation wie diese hier an diesem Ort undenkbar war: am Potsdamer Platz. Dies ist das alte neue Zentrum der Hauptstadt. Das Herz Berlins. Ein angemessener Ort für ein so besonderes Hotel.
Text und Fotos: © Peter von Stamm
Kontakt:
The Ritz-Carlton, Berlin
Potsdamer Platz 3
10785 Berlin
Deutschland
Telefon: +49 (0) 30 33 7777
Fax: +49 (0) 30 33 777 5555
Email: berlin@ritzcarlton.com
The Ritz Carlton, Berlin: World #Luxury #Hotel #Award für “Bestes Luxus Hotel Deutschlands” http://t.co/InUNKdxwuk pic.twitter.com/oaXk8OmN0X
— Peter von Stamm (@petervonstamm) 8. Januar 2015
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