Das Waldorf Astoria in Berlin
Waldorf Astoria – das hört sich an wie “Glanz und Gloria“. Ein Name, der für das berühmteste Hotel der Welt steht, für Noblesse oblige, Eleganz, Luxus und bis zur Perfektion kultivierten Service.
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Hotel-Magnat Conrad N. Hilton soll sich nach einem Besuch im legendären Haus an der Park Avenue in Manhattan notiert haben: “The greatest of them all” (Das beste von allen). Bald danach, 1949, erfüllte er sich einen Traum und kaufte das Hotel. Seitdem gehört Waldorf Astoria zur Hilton Worldwide Group – und seit zweieinhalb Jahren steht ein Ableger des New Yorker Nobel-Hauses auch in Berlin. Das erste und einzige in Deutschland. Ein Grund mehr, mal wieder in die Hauptstadt zu reisen und zu testen, ob der Name hält, was er verspricht.
Waldorf Astoria Berlin: Das “Zoofenster”
Das Hotel steht im Berliner Stadtteil Charlottenburg, in der City West, die nach Zeiten des Stillstands seit ein paar Jahren glücklicherweise eine Renaissance erlebt. Hier, zwischen Bahnhof Zoo, Zoologischem Garten und dem legendären, inzwischen wieder noblen Kurfürstendamm wurde Anfang 2013 in einem spektakulär anmutenden und architektonisch raffiniert verschachtelt gebauten neuen Hochhauskomplex das 5-Sterne-Superior Hotel Waldorf Astoria eröffnet. “Zoofenster” nennt sich das 119 Meter hohe Gebäude, in dem 232 Zimmer und Suiten – darunter die höchstgelegenen der Stadt – auf 32 Etagen Platz finden. “Zoofenster”, weil eine mehrere Etagen überspannende Glasfassade in der Gebäudespitze anmutet wie ein gigantisches Fenster, das auf den benachbarten Zoo hinabschaut.
Hardenbergstrasse 28 ist die Adresse, die ich mit meinem Wagen angesteuert habe. Vor dem Eingang begrüßt mich ein freundlicher Portier und nimmt mir den Autoschlüssel ab. Wenig später haben das Auto in die Tiefgarage und mein Gepäck aufs Zimmer gefunden. Ich werde durch das beeindruckend hohe Eingangsportal ins Innere des Hotels begleitet und an die Rezeption geführt. Mein erster Eindruck: Pompös! Aber nicht erdrückend. Eleganz im modernen Art déco Stil, mit viel schwarzem und hellem Marmor und klaren Linien, so wie auf den übrigen Etagen des Hauses auch.
Die Peacock Alley
Beim Gang durch die Lobby passiere ich rechter Hand ein mehrere Meter hohes, vergoldetes Bronzetor, das eine Spiegelwand umfaßt und linker Hand die “Peackock Alley”, das Herzstück eines jeden Waldorf Astoria Hauses: Eine im Lobbybereich zentral gelegene Sitzecke mit eleganten Sesseln, Sofas, Tischchen und einer “Grandfather’s Clock” genannten Standuhr. Hier kann man den Afternoon-Tea einnehmen, Leckereien aus der hauseigenen Patisserie verkosten oder sich mit anderen Gästen verabreden. Aber eben nicht nur: Im Gegensatz zur für Hotelgäste reservierten exklusiven Library Lounge in der 15. Etage, mit atemberaubendem Blick über die Skyline Berlins, ist in der Peacock Alley jedermann willkommen, nicht nur der Hotelgast.
Die Library Lounge in der 15. Etage
Dezente Klaviermusik füllt den Lobbybereich. Rechts neben der langgestreckten Rezeption und vor einer eleganten Wendeltreppe, die in die erste Etage zum hoteleigenen und bei Freunden der Haute cuisine beliebten Sternerestaurant “Les Solistes by Pierre Gagnaire” führt, lässt eine Pianistin nachmittags einen Flügel erklingen. Hören kann man die Musik auch ein Stockwerk höher, denn der Bereich über der Peacock Alley erstreckt sich über zwei Etagen. Reling wird das Geländer genannt, von dem es sich auf die Gäste unten blicken läßt. Reling, wie an Deck eines Schiffs. Und nun weiß ich auch, woran mich die gesamte Lobbyebene erinnert: An das Innere eines noblen Luxus-Liners.
Waldorf Astoria Berlin: Was für ein Blick!
Jetzt aber ein paar Decks weiter nach oben, in die 15. Etage, wo mein Deluxe Zimmer mit Panoramablick auf mich wartet. Wow: Was für ein Zimmer, und was für ein Blick! Warme Sand- und Erdtöne an Wänden und auf dem Fußboden treffen auf kräftiges Rot in der Überdecke, an Vorhängen und der Stehlampe. Im eleganten Sideboard versteckt sich ein kleiner Computer, der – mit dem Fernsehgerät verbunden – mich ins Internet läßt. Auf dem Schreibtisch am Fenster wartet ein raffinierter Gruß aus der Patisserie auf mich: Edle Pralinen und allerlei frisches Obst, kunstvoll arrangiert und mit einem persönlichen Gruß aus Zuckerguss “beschriftet”. Im Teppich finden sich kunstvoll eingewebte geschwungene graphische Motive, die an Wolken erinnern und dem Raum etwas Verspieltes, Leichtes schenken. Paßt zu den vielen, vielen Kissen auf dem Bett, dessen Wandpanel am Kopfteil aus vergoldeten Glasplatten besteht.
Das Bad ist von zwei Seiten begehbar
Zwei große Fenster habe ich in meinem Deluxe Zimmer. Das kleinere, links neben dem Bett, zeigt zum Zoologischen Garten. Aus dem größeren Panorama-Fenster vor mir blicke ich auf die mahnende Ruine der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, den Zoo-Palast und den Breitscheidplatz, dem früheren und jetzigen Herzen der Westberliner City. Hier, zwischen Kurfürstendamm und Hardenbergstrasse, entstanden in den goldenen 20er Jahren elegante Kaufhäuser und extravagante Kinos, wie der Gloria-Palast, in dem 1930 der “Blaue Engel” mit Marlene Dietrich uraufgeführt wurde. Hier blühte auch Berlins Kaffeehauskultur. Eines der bekanntesten Cafés der Stadt war das bei Künstlern, Literaten und Bohemiens beliebte Romanische Café, in dem, gleich um die Ecke am Ku’damm, wo heute das Europa-Center steht, illustre Persönlichkeiten wie Otto Dix, Kurt Tucholsky, Bertold Brecht, Billy Wilder und Erich Maria Remarque ein und aus gingen. Gloria-Palast und Romanisches Café wurden im Krieg zerstört. Das Café erlebt jetzt eine “Auferstehung”: Unten im Hotel, wo es sich bei köstlichem Kaffee, feinsten Torten, verführerischen Extravaganzen aus der hauseigenen Patisserie oder einem täglich wechselnden Businesslunch (inklusive Softdrink für nur 16 Euro) in angenehmer Atmosphäre plaudern und fachsimpeln läßt!
Später in der Nacht, nach meinem Besuch auf der Sommerterrasse der Lang-Bar, stehe ich noch ewig an meinem Panorama-Fenster und beobachte das Treiben 15 Etagen weiter unter mir. Die berühmte Bar des Waldorf Astoria wurde während meines Aufenthalts wegen der hochsommerlichen Temperaturen nach außen in die sechsten Etage verlegt. Schöne Idee, bei groovigen Lounge-Klängen und einem angenehmen Berliner Lüftchen unter freiem Himmel Cocktails zu schlürfen.
Oben, am Fenster in meinem Zimmer, erinnere ich mich daran, daß die Lang-Bar ihren Namen von Fritz Lang hat, dem Regisseur des Stummfilm-Klassikers “Metropolis”, der von einer futuristische Großstadt handelt. Meinen letzten Drink in der Hand blicke ich auf die Metropole Berlin und kann mich kaum satt sehen an den Lichtern der Großstadt. Der nächtliche Verkehr zieht Lichtspuren auf der Budapester Straße. Rechts hinter der Gedächtniskirche dreht der rotierenden Mercedes-Stern auf dem Europa-Center seine Runden. Neben dem langgestreckten “Bikini Berlin” Gebäude flanieren noch ein paar Nachtschwärmer. Weiter hinten sind das Zeltdach des Sony-Centers und der leuchtende Bahn-Tower am Potsdamer Platz zu sehen. All das sehe ich von hier oben. Aus meinem Traum-Zimmer mit dem exklusiven Bad, das edler eingerichtet ist, als alle Hotel-Badezimmer, die ich bisher kennenlernen durfte. Den mahnenden Turm der Gedächtniskirche erkenne ich sogar vom Bett aus, im Liegen. Was bin ich nur für ein Glückspilz, solch ein Zimmer zu haben, denke ich mir und schlafe ein. Im Bett mit den – gefühlten – 1000 Kissen. Herrlich!
Links Zoo Palast und Bikini Berlin, rechts Gedächtniskirche und Europa Center
Der nächste Morgen ist nicht ganz einfach. Ich hätte den allerletzten Cocktail doch lassen sollen. Im meinem luxuriösen und von zwei Seiten begehbaren Marmorbad höre ich CNN, obwohl der Fernseher im Zimmer garnicht angestellt ist. Beim Zähneputzen entdecke ich den eingebauten TV-Bildschirm in der rechten unteren Ecke des großen Bad-Spiegels. Gute Idee, so ein Fernseher im Spiegel. Kenne ich aus anderen 5-Sterne-Häusern, nur im Bad hatte ich es noch nicht gesehen. Etwas später bin ich beim Frühstück, das unten im Edelrestaurant “Les Solistes by Pierre Gagnaire” gereicht wird. Guter Kaffee, viel frisch filetiertes Obst und köstliche Pancakes mit Ahornsirup bringen mich wieder auf die Beine. Besonderer Clou an der Obst-Theke: In Orangensaft eingelegte Bananenscheiben – grandios! In Verbindung mit dem besonders herzlichen Service an diesem Morgen das beste Hotel-Frühstück seit langer Zeit! Conrad N. Hilton wäre sicherlich auch überzeugt gewesen (The greatest breakfast of them all…). Und ja: Das Hotel hat gehalten, was sein Name verspricht. Aber jetzt muß ich auschecken. Meine Reise geht weiter. Leider!
Frühstück…
Text und Fotos: ©Peter von Stamm
Kontakt zum Hotel:
Waldorf Astoria Berlin
Hardenbergstrasse 28
10623 Berlin
Tel: 030 – 814 000-0
berlin.info@waldorfastoria.com
Anreise:
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